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Geschlechtersensibilität

Image by Elyssa Fahndrich

„Unterschiede gilt es nicht bloß auszuhalten;

erst durch sie entstehen die Gegensätze,

zwischen denen unsere Kreativität dialektische Funken schlägt“

Audre Lorde

Meine Position

Hier versuche ich eine verkürzte Sicht darauf darzustellen, wie eine geschlechtersensible Psychotherapie aussehen könnte. 

Ich bemühe mich um eine möglichst leitliniengerechte, wissenschaftliche, aufgeklärte, verantwortungsvolle und offene Arbeitsweise. Ich versuche mich stets weiterzubilden und mit aktuellen Diskursen auseinanderzusetzen, um meine Arbeit kritisch reflektieren und verbessern zu können. Ich profitiere dabei vom Austausch mit meiner privaten und beruflichen Community, unter anderem dem Arbeitskreis für Geschlechtersensible Beratung und Therapie, den ich 2023 mit Kolleg*innen gegründet habe und leite (www.agbt.work).

Ich verstehe, aus welchen Gründen ein privates oder politisches Interesse an der Offenbarung meiner geschlechtlichen/ sexuellen Identität bestehen kann, gebe darüber jedoch nur selbstbestimmt im privaten Bereich Auskunft.

 

Wie verstehe ich Geschlecht? 

Ich betrachte Geschlecht und Sexualität als ein Spektrum vieler „normaler“ Variationen und plädiere für deren gleichwertige Anerkennung und Wertschätzung. Ich befürworte die Idee des „doing gender“ und sehe die geschlechtliche und sexuelle Identität als sozial konstruiert, performativ, multifaktoriell und fluide. Ich bin der Auffassung, dass nur die Menschen selbst Auskunft über ihre geschlechtliche und sexuelle Identität geben können und diese nicht von außen festgelegt werden kann und darf. Ich stelle „Vergeschlechtlichung“ von Körpermerkmalen, Emotionen und Verhaltensweisen kritisch infrage. Da sie eine Einschränkung natürlicher Wege des Ausdrucks und der Verarbeitung psychischer und interaktioneller Prozesse darstellen, halte ich sie für moralisch fragwürdig und potentiell schädlich.

 

Für wen ist geschlechtersensible Psychotherapie gedacht, wer kann von ihr profitieren?

Aufgrund von Minoritätenstress sind marginalisierte Personen(-gruppen) wie LSBTQIA* hinsichtlich psychischer Gesundheit besonders vulnerabel und für sie ist eine geschlechtersensible Therapie aus meiner Sicht essentiell. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass auch Menschen mit traditioneller/ normentsprechender geschlechtlicher und sexueller Identität von der Vielfalt an Perspektiven nur profitieren können, die heute im Diskurs verfügbar sind.

Beispielhafte Anlässe oder Themen

Allgemein

  • Schwierigkeiten damit haben, sich zu identifzieren und zu positionieren

  • Schwierigkeiten damit haben, wie die (un-)zutreffende sexuelle Identität von anderen wahrgenommen wird, welche Stereotype damit verbunden sind und welche Reaktionen sie hervorruft

    • z.B. als Mann/male-passing Scham für Privilegien empfinden; ungern mit Bedrohung assoziiert werden

    • z.B. als Frau/female-passing sexualisiert oder in submissive Rollen gedrängt werden

  • Verarbeitung biographischer Scham, Trauer, Angst, Wut wegen der sexuellen Identität

  • Verarbeitung von Diskriminierungserfahrungen, geschlechtsspezifischen Traumata und Gewalterfahrungen

Endo-/Cis-/Heterosexuelle mit normabweichendem Geschlechtsausdruck

  • sich als sanfter/emotionaler Mann* oder als lustvolle/starke Frau* zu identifizieren

  • Als Frau keine Kinder haben oder nicht monogam leben wollen

  • Als Frau Einschüchterung, Benachteiligung oder (sexualisierte) Gewalt erleben

  • Als Mann nicht ängstlich sein oder weinen dürfen

  • Als Mann nicht um Hilfe bitten, stark wirken und sich durchsetzen müssen

LSBTQIA*/GSM (gender and sexual minorities)

  • Exploration der eigenen sexuellen Identität und Vorlieben

  • Reflexion über Inviting-In/Coming-Out in Familie oder auf Arbeit

  • Erproben „geschlechtsspezifisch neuer“ Erlebens- und Verhaltensweisen (z.B. sich als Mann zum ersten Mal schminken, als trans* Person zum ersten Mal daten)

  • Begleitung von Transitionsprozessen (einschl. Hormonbehandlung, Geschlechtsangleichung), ggf. Verfassen von Indikationsschreiben

  • Verbesserung des Körperbildes/-erlebens

  • Lernen von Selbstfürsorge, Strategien der Emotionsregulation, Förderung des Selbstwerts

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